Hauptprospekt: Sockelbereich mit Blick auf das Brustwerk
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Heinrich Julius – ein Künstler-Fürst

Heinrich Julius, der bereits im Alter von zwei Jahren zum Bischof von Halberstadt ausersehen wurde, war aufgrund eines von seinem Vater Herzog Julius ausgearbeiteten vielfältigen Studien-Programmes einer der gebildetsten Fürsten seiner Zeit. Er hatte eine große Leidenschaft für die Baukunst, das Theater, die Botanik und die Naturwissenschaften, sprach mehrere alte Sprachen und betätigte sich auch als Schriftsteller. Wegen seiner juristischen Kenntnisse war er eine Berühmtheit.

In seiner Jugend gehörten zu seinem Unterrichtsprogramm auch Unterweisungen im Instrument-Spiel, die ihm von dem Hoforganisten Antonius Ammerbach täglich von 12 bis 13 und 15:30 bis 16:00 Uhr erteilt wurden, und abends stand es ihm frei, sich in seinem Zimmer beim Instrumentenspiel zu erholen. Von einer Reise nach Flensburg im Jahre 1593 berichtet uns eine Chronik, dass er die Orgel auf allerlei Weise schlug, so dass jeder darüber in Erstaunen geriet“.

Ohne Kosten und Mühen zu scheuen, ging er als Herzog seinen künstlerischen Neigungen nach und berief die besten Künstlerin, Maler, Bildhauer, Komödianten Musiker und Tänzer Europas an seinen Hof. Der berühmte englische Lautenist und Komponist John Dowland hielt sich eine Zeit bei ihm auf, und beim Abschied schenkte ihm Heinrich Julius eine goldene Kette. Der englische Lautenist Gregory Huwet blieb nach seiner Berufung in die Hofkapelle bis zu seinem Lebensende in seinem Dienst.

Etwa 1594 kam Michael Praetorius im Alter von 22 Jahren an den Hof des Herzogs und wurde sein Kammerorganist. Da an der Schloss-Kapellen-Orgel bereits seit 1592 gebaut wurde, so muss es offen bleiben, ob Praetorius in diese Arbeit einbezogen worden ist. Jedenfalls war er neben seinem Theologie-Studium in Frankfurt an der Oder in den Jahren 1588-91 Organist der dortigen Universitätskirche St. Marien gewesen und kann dabei bereits Kenntnisse im Orgelbau erworben haben.

Quelle: Jean-Charles Ablitzer: Die David-Beck-Orgel in der Schlosskapelle zu Gröingen – 1770 in die St.Martini-Kirche zu Halberstadt umgesetzt