Hauptprospekt: Sockelbereich mit Blick auf das Brustwerk
Hauptprospekt: Sockelbereich mit Blick auf das Brustwerk

Schloss Gröningen wird aufgegeben

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Gröninger Schloss nach und nach abgebrochen und die Orgel im Jahre 1770 auf Befehl des preußischen Königs Friedrich II nach Halberstadt in die Martini-Kirche umgesetzt, in der Andreas Werckmeister ein halbes Jahrhundert zuvor Organist gewesen war. Der Orgelbauer Johann Christoph Wiedemann aus Halberstadt wurde mit dieser Arbeit beauftragt, wobei der noch neun neue Register und ein Glockenspiel in das Instrument einbaute. Außerdem wurden „Ohren“ an beiden Seiten der Pedaltürme mit zwei Paukenschlägern und einigen dekorativen Elementen angebracht.

Die Orgel nahm den Platz eines Instrumentes ein, welches David Beck um 1590 erbaut hatte; es wurde nach Derenburg verkauft, wo man noch einen Teil des Gehäuses bewundern kann. Das Pfeifenwerk der Orgel wurde jedoch im 19. Jahrhundert von dem Orgelbauer Friedrich Ladegast romantisch verändert. In Gröningen aber wurde der Abbau der Orgel zum Todesstoß für die Wertschätzung des Schlosses, und von da an war auch die Auflösung der Inneneinrichtung unvermeidlich. 1782 wurden das Riesen-Weinfass und ein Eingangs-Portal mit dem Wappen des Herzogs nach Halberstadt verbracht und in das Jagdschloss des Freiherrn Ernst Ludwig von Spiegel eingebaut, wo man beide noch heute bewundern kann. Der gesamte Schloss-Komplex in Gröningen wurde 1817 abgetragen, und mit Ausnahme eines Keller-Gewölbes und ein paar Steinen ist davon nichts übrig geblieben als ein Stich und einige Zeichnungen.

Nachdem die Orgel in Halberstadt wieder aufgebaut war, erfuhr sie in der Folgezeit weitere Veränderungen. 1837 nahm der Orgelbauer Johann Friedrich Schulze sogar einen massiven Eingriff vor. Das Pfeifenwerk von David Beck wurde entfernt und durch ein neues Werk aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhundert ersetzt. In diesem Instrument mit einem ganz neuen Aufbau einer wahrscheinlich eher romantischen Klangstruktur hatte das Rückpositiv keinen Raum mehr und hätte wohl auch die musikalischen Aufführungen auf der Orgel-Empore behindert. Dank der seltenen Schönheit seiner Verzierungen konnten sich die Orgelbauer jedoch nicht entschließen, es zu zerstören, und so kommt es, dass dieses wunderbare Gehäuse das Schmuckstück eines neuen Instrumentes wurde, das im Jahre 1838 von Schulze in die Kirche in Harsleben eingebaut wurde, einem wenige Kilometer von Halberstadt entferntem Ort.

Quelle: Jean-Charles Ablitzer: Die David-Beck-Orgel in der Schlosskapelle zu Gröingen – 1770 in die St.Martini-Kirche zu Halberstadt umgesetzt