Hauptprospekt: Sockelbereich mit Blick auf das Brustwerk
Hauptprospekt: Sockelbereich mit Blick auf das Brustwerk

Die Schloss-Kapelle – ein künstlerisches Wunderwerk

Bevor die Orgel eingebaut wurde, hatte Herzog Heinrich Julius das Innere der Schloss Kapelle ausschmücken lassen. Wir besitzen eine ziemlich vollständige Beschreibung der Einrichtung, der Gemälde und Skulpturen, die er anfertigen ließ. Dort wollte der Herzog einen künstlerischen Reichtum ohnegleichen sehen. In den Decken-Gewölben und an den Wänden waren biblische Szenen in wunderbaren Farben abgebildet, und an den zahlreichen Fresken waren solche aus dem Alten und aus dem Neuen Testament zu bewundern. Die Kanzel und der Altar waren aus Marmor. Über dem Altar befand sich neben einem Gemälde von der Erschaffung der Welt ein bemerkenswertes Bild von Adam Offinger, das die Kreuzigung Christi darstellte. Offinger war ein Schüler von Lucas Cranach dem Jüngeren und seit 1580 im Dienste des Herzogs. Dieses Bild ist eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse der reichen Malereien der Kapelle und ist heute in der Kirche von Hasserode im Harz zu sehen.

Nach dem Tode des Herzogs (1613) und der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges (1648) kamen zahlreiche Besucher nach Gröningen, um das Schloss, die Kapelle, die Orgel und ein riesiges Weinfass zu bewundern. Dieses hatte der Herzog im Wettstreit mit den glänzendsten deutschen Fürstenhöfen von Michael Werner aus Landau zu einem Preis von 6.000 Reichsthaler (ohne Materialkosten) für sein Schloss bauen lassen. Dessen Fassungsvermögen betrug 137 050 Liter und war mit Rheinwein gefüllt. Dieses Ensemble aus Schloss, Kapelle, Orgel und Weinfass wurde sogar zu den Weltwundern gezählt. Zur Information der Besucher entstanden in der damaligen Zeit mehrere Schriften, von denen die des Gröninger Pfarrers Johann Georg Leuckfeld aus dem Jahr 1710 die umfangreichste und informativste ist. Sie trägt den Titel „Antiquitates Gröningense oder Historische Beschreibung der vormaligen Bischöflichen Residenz Gröningen“. In den verschiedenen Schriften erfuhr man auch, dass die Orgel mit ihren 59 Registern die größte und am reichsten verzierte in Deutschland sei.
Quelle: Jean-Charles Ablitzer: Die David-Beck-Orgel in der Schlosskapelle zu Gröingen – 1770 in die St.Martini-Kirche zu Halberstadt umgesetzt